Die Ruhe vor dem Sturm

Stefanie Ulsamer

Stefanie Ulsamer

Tagebuch von Stefanie Ulsamer

Ein bisschen gestrandet waren wir schon die letzten Tage – die Schlechtwetterfront, die uns mit Schnee und Kälte hier im Basecamp getroffen und weiter oben am Berg für mehr als ein Meter Neuschnee gesorgt hat, hat unsere Pläne zugegebener Massen etwas durcheinander gewirbelt. 
Aber jetzt scheint die Sonne wieder, wir geniessen immer noch die Ruhe hier im Basecamp und so langsam formieren sich auch die Pläne für die weiteren Tage und unseren Gipfelsturm – wenn alles ideal läuft, brechen wir alle gemeinsam am 19. Oktober Richtung Gipfel auf und wollen das Zeit- und Windfenster am 21./22. nutzen, um den Gipfel zu erklimmen – wohlgemerkt NACH einem Forschungstag auf knapp 7000m. Soweit der Plan… Soweit die Prognosen…Soweit die Idee.
Wir werden sehen, ob alles so aufgeht, die Bedingungen passen und wir alle parat sind für den Tag X.

Inzwischen geniessen wir hier weiterhin unsere (ungewohnt) freie Zeit in unserem kleinen Paradies, sehen zu, wie die Sonne langsam die getretenen Wege zwischen den Zelten auftaut und trocknet, geniessen jeden Sonnenstrahl (ein Kriterium ist ja schliesslich, dass man Braun gebrannt aus seinen Ferien zurückkommt), lesen und tauschen Bücher, waschen uns und unsere Wäsche und philosophieren über die Fragen des warum: warum wollen wir eigentlich auf den Gipfel, wenn wir doch jetzt schon wissen, dass er nur über Mengen an Nudelsuppe, schlaflose Nächte in den Hochlagern und anstrengende Aufstiege erreichbar sein wird? Und dass nach dem Gipfel ja immer noch der Abstieg kommt? Und haben wir nicht alle viel zuviel Gepäck in den Lagern?
Alles was sich hier “unten” so einfach anfühlt, fällt oben um so vieles schwerer, das hat uns der Tag auf 6000m schon gezeigt, und jetzt 7000m?
Schnell die Gedanken verdrängt, es wird sich alles zeigen und motiviert sind wir ja bis in die Haarspitzen….
Ausserdem haben sich 8 Leute unserer Gruppe heute morgen auf den Weg hinunter nach Phu gemacht, nicht nur um das herzige und architektonisch einmalige Dorf zu besichtigen sondern auch, um dem Lama im nahegelegenen Kloster einen Besuch abzustatten. Vielleicht kann er uns ja Antwort geben auf die ein oder andere Frage oder auch nur seinen Segen, dass das schon alles gut wird mit unserem Gipfelträumen – wo auch immer unser persönlicher “Gipfel” auf dieser Expedition sein wird.

sponsor of Himlung Himal – Forschungsexpedition 2013