Ein würdiger Abschluss – Blick zurück auf vier Wochen Himlung

Stefanie Ulsamer

Stefanie Ulsamer

Tagebuch Stefanie Ulsamer

Alpinismus stellt man sich normalerweise recht einsam vor – zumindest ist es ein Sport, den man meist in Kleingruppen, wenn nicht gar zu zweit und dann durch einige Meter Seil getrennt voneinander ausübt. Schon gleich würde man wohl zuletzt den Vergleich mit einer Schulreise bemühen, wenn man jemandem zu erklären versucht, man möchte einen Berg besteigen. 

Vielleicht ist es genau das, was die vergangenen vier Wochen unserer Expedition zu etwas ganz Besonderem gemacht haben: wenn beinahe Hundert Menschen gleichzeitig für so lange Zeit an einem Berg unterwegs sind – meistens gar nicht auf dem Berg, sondern in einer Zeltstadt an seinem Fuss und wenn, dann in Gruppen von bis zu zwanzig Personen gemeinsam aufsteigen – dann passt das Bild einer Schulreise gar nicht so schlecht.
Wobei, eine Klasse mit Schülern zwischen Anfang zwanzig und reifen siebzig Jahren?
Von denen die einen bereits 8000er Erfahrung, die anderen gerade mal Mittelgebirgs- oder Alpenerfahrung mitbringen?
Und dazu noch ein ehrgeiziges Forschungsprojekt, welches uns “Schüler” auf unserer Reise begleitet, durchleuchtet und eigentlich den ganzen Rahmen definiert?

Zugegebener Massen, es braucht einen Haufen Motivation, Ehrgeiz und guten Willen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und ich hatte noch beim Einchecken auf dem Weg nach Nepal keine wirkliche Idee, wie und ob das alles funktionieren kann. Einfach nur eine riesige Vorfreude, Neugierde und die Bereitschaft, alles mir mögliche dazu zu tun, dass es eine gute Zeit wird.

Und heute, etwas mehr als vier Wochen nach unserem Abflug in Zürich, und dem ersten “richtigen” Kennenlernen, kann ich froh und glücklich zurückblicken, denn es war eine wirklich gute Zeit!!!
Klar, Nepal ist ein Land, welches polarisiert – hier das quirlige, hektische, laute und immer etwas schmutzige Kathmandu, und dann die völlige Einsamkeit, sobald man den fast so quirligen, hektischen und lauten Annapurna-Trail verlassen hat. Die Höhe, die uns zwingt, laaaaangsam zu gehen (und selbst den jüngsten unter uns das Gefühl vermittelt hat, urplötzlich uralt zu sein), die Kopfwehtabletten zum Ernährungsbestandteil werden lässt und uns ansonsten den Appetit raubt. Und gleichzeitig die Träger und Sherpas, die noch mit 30kg und mehr auf dem Rücken locker an uns vorbeiziehen. Und dann die wunderschöne Natur, die einem bisweilen fast das Gefühl vermittelt, mitten in den Alpen zu stehen, nur dass die Dimensionen hier einfach riesig und die Distanzen eher in Tagesmärschen als Stunden zu messen sind. Und man Dal Bhat mögen muss, sonst hat man das Gefühl, es gibt ständig nur Reis und Linsen…
Vielleicht hat man es in meinen bisherigen Blogs schon ein bisschen spüren können – ich mag Dal Bhat und ich mag Nepal. Sehr sogar! Aber das allein ist nicht der Grund, warum diese Forschungs-Expedition für mich etwas ganz Besonderes war.
Es war die Faszination und die Freude darüber, dass dieses Experiment “Schulreise” so lange und gut funktioniert hat – dass ich eine Zeltnachbarin hatte, die ich vor dieser Reise nicht gekannt habe, und von der ich mich nach vier Wochen auf engstem Zelt-Raum, gar nicht wirklich verabschiedet habe, weil uns beiden so klar war, dass wir weiter in Kontakt bleiben. Wie mit so vielen anderen netten und aufgeschlossenen Menschen, die ich auf dieser Reise kennenlernen durfte. Und die mir alle ein bisschen das Gefühl vermittelt haben, dass auch sie nach Nepal gekommen waren, um eine gute Zeit und ein gemeinsames Ziel zu haben. Und die Dankbarkeit, dass in dieser grossen Gruppe immer jemand da war zum Reden, um Rat zu fragen, um Hilfe zu bitten oder einfach eine Hand gereicht wurde, ohne dass man danach gefragt hat. Dass wir einen kleinen Einblick bekommen durften in die wahnsinnige Logistik, die hinter allem steckt und die unglaubliche Leistung, die die Kitchen-Boys, Träger und Sherpas für uns jeden Tag erbracht haben – und dass wir ihnen hoffentlich oft genug dafür Danke gesagt haben.

Mich freut es sehr, dass diese Expedition auch (und vor allem) für unsere Forscher ein voller Erfolg war – dass die gesammelten Daten in dieser Form und Menge wirklich einzigartig sind und hoffentlich auch die erwünschten Forschungsergebnisse und -erfolge erbringen. Daran zweifele ich nicht und mag es allen von Herzen gönnen!
Für mich werden diese vier Wochen aber vor allem durch die wunderbaren Menschen, mit denen ich diese Zeit verbringen durfte, in Erinnerung bleiben, und ich bin wirklich dankbar, dass ich Teil dieser langen Reise sein durfte und blicke jetzt schon gerne zurück!

sponsor of Himlung Himal – Forschungsexpedition 2013