Radeln bis uns die Puste vollständig ausbleibt

Dominik Meyer

Dominik Meyer

Tagebuch von Dominik Meyer

Es ist wieder Testtag, diesmal wieder in Bern, im Inselspital. Und es ist kein gewöhnlicher Testtag aus verschiedenen Gründen. Es ist zum Ersten einmal ein grosses Wiedersehen. Vor rund einem Monat hat sich unsere Schicksalsgemeinschaft nach intensiven vier Wochen miteinander in einer anderen Welt verabschiedet und es bleiben natürlich viele Erinnerungen. Wieder mit den Gesichtern des Himlung Himal vereint zu sein, stimmt uns alle fröhlich und mit etwas Wehmut werden Sequenzen und Anekdoten von der Expedition wieder zum Leben erweckt. Wir sind alle wieder in unseren beruflichen und privaten Alltag zurückgekehrt, mental sind viele jedoch, inkl. ich selbst, noch tief berührt vom Leben in Nepal und noch nicht ganz wieder ins westliche Leben zurückgekehrt. Fotos werden gezeigt und es wird viel gelacht.

Leider bleibt wenig Zeit für längere Gespräche, denn der Hauptzweck des heutigen Tages ist einmal mehr Forschung. Zum sechsten und letzten Male werden wir im Mund, auf der Lunge, auf Herz und Hirn beultraschallt, wir liegen bereits ungefragt richtig hin, wenn wir zur Pritsche des jeweiligen Forschers kommen – wir sind routinierte Probanden. Persönlich werde ich die Blutproben am wenigsten vermissen, besonders die arterielle Stecherei und die kapilare Blutentnahme an beiden Ohrläppchen vor und während des Spiroergometrieuntersuchs. Wer lässt schon seine Ohren gerne 4-6 Mal von einer Nadel perforieren.  Aber auch diese kleine Unannehmlichkeit lassen wir einmal mehr stoisch an uns vollziehen und radeln bis uns die Puste vollständig ausbleibt. Von den vielen roten Blutkörperchen aus der nepalesischen Höhe scheint noch ein klein wenig übrig geblieben zu sein, denn die Atmung auf dem Fahrrad fühlt sich einfacher an, dafür sind die Beine schnell ausgelaugt und machen bald einmal schlapp. Der Muskelschwund, welcher in der grossen Höhe resultierte, ist noch nicht ganz kompensiert.

Dafür dürfen wir uns am reichhaltigen Frühstücks- und Brunchbuffet regelmässig stärken. Was uns da Peter und Elsbeth, die Eltern unserer Forschungsleiterin Jacqueline, wieder hingezaubert haben, schlägt jedes fünf-sterne Buffet. Dafür würde ich sofort wieder forschen gehen.
Der Abschied fällt für manche etwas hektisch aus. Die Mission ist nun erfüllt – die Forschungsdaten sind erfasst. Für uns Probanden ist die Pflicht getan, für die Forscher beginnt der zweite Teil der Arbeit, die Auswertung der Ergebnisse – wir sind alle gespannt auf die Resultate.
Als Proband bleiben viele tolle Erinnerungen an eine eindrückliche Besteigung, ein bischen Abenteuer und die Bekanntschaft mit vielen neuen Freunden.
Und wer weiss, vielleicht gibt es ja noch ein Abschlussfest…?

sponsor of Himlung Himal – Forschungsexpedition 2013