Töfffahren in Andalusien

Die Weihnachtszeit ist vorbei, kaltes und regnerisches Wetter in unseren Breitengraden und ich kann mich freuen auf einen kurzen Töfftrip in Málaga.

Freitag 6. Januar, ich stehe am Gate im neuen Terminal B des Flughafens Zürich. Draussen regnet es und Swiss Flug LX2110 ist bereit fürs boarding. Ich sehe mich um und es stehen auch noch andere Leute mit einer Töffjacke und Rucksack versehen vor dem Gate, ich kenne niemanden. Aber macht ja nichts wir werden uns während dem Flug oder spätestens in Málaga kennen lernen.

„Test the Best“ war der Titel des ausschreiben vom September im MotoSport Schweiz. Teste die neuesten Motorräder von Ducati und MV Agusta, ja das lass ich mir nicht zweimal sagen und melde mich umgehend an. Für die erste Woche im Januar, leider hat es an diesem Wochenende keinen Platz mehr wurde mir mitgeteilt. Später kann ich aus geschäftlichen Gründen nicht war meine Antwort. Nach mehrmaligem E-Mail Verkehr bekomme ich doch noch einen Platz für das erste Wochenende.

Und nun welche Freude sitze ich im A321 der Swiss unterwegs nach Málaga. Ich freue mich riesig auf das warme Wetter, die Ducatis und die MV Agusta’s. Wir landen pünktlich in Malaga und werden von Jürg und Peter, die Organisatoren, am Ausgang empfangen. Es ist heiss hier 24°C das macht Spass.

Gepäck in die VW Busse verstauen und los geht’s Richtung Hotel. Ein grosser Truck mit angebautem Werkstattzelt und etwa 30 Motorrädern, fein säuberlich geputzt und aufgereiht erwarten uns.

Fahrende Töffwerkstatt

Hitsch Monsch der, Organisator und Touren guide, begrüsst uns und lädt uns in der Hotelhalle zu einem Begrüssungsapéro ein. Ablauf du Regeln werden erklärt und dann heisst es die Zimmer beziehen und um 19 Uhr werden wir von Hitsch und Peter ins Zentrum von Málaga gefahren wo wir gemeinschaftlich ein Abendessen einnehmen.

Samstag, 7. Januar 09:00 morgens, die ersten Motorräder werden gestartet. Peter der Chefmechaniker stellt sie wieder in Reih und Glied auf dem Hotelparkplatz auf, wie sie gestern schon gestanden haben bei unserer Ankunft. Begutachten der Motorräder, jeder setzt sich auf verschiedene Maschinen, fachsimpeln, welche gefällt dir, welche möchtest Du Fahren. Ohne Gerangel entscheidet sich jeder für einen Töff. Hitsch ermahnt uns nochmal am Anfang vorsichtig zu Fahren da alle Bikes neue Pneus aufgezogen haben und erklärt wo wir in etwa durchfahren und los geht es. Alle 17 Motorräder reihen sich hinter Hitsch ein und wir Fahren Richtung Norden durch die Vorstadt Siedlungen von Málaga in die bergige Landschaft die ich schon sehnsüchtig erwartete. 18 Töff’s in der Gruppe zusammen zu halten fordert alle Fahrer aber wir kommen zügig voran. Die Umgebung wird zunehmend ländlicher und die Strasse kurviger, der Spass fängt an.

Allgemeine Richtung Pizarra, El Burgo und Ronda hat es geheissen, Hitsch fährt Ortskundig und zügig voran und wir folgen ihm wie ein Schatten, will doch keiner auf der Strecke bleiben. Wunderschöne Olivenhaine wechseln sich mit steinigen Hängen und Eukalyptus Bäumen ab. Die Starssenbauer von Andalusien müssen Motorradfahrer gewesen sein, mein Herz geht auf und die 696’er Monster unter mir ist wie ein Velo durch die kurven zu dirigieren. Was für ein Leben denk ich mir und geniesse die Fahrt unter der wärmenden Sonne Andalusiens.

Irgendwo vor Ronda hält Hitsch bei einem Restaurant an und wir gehen Mittagessen, eine Illustre Gruppe ist hier zusammen und es wird über Gott und die Welt diskutiert. Nun ja wohl eher über Motorräder und Motorradfahrern wurde diskutiert und alle sind beeindruckt von der kargen Schönheit dieser Region und den wundervollen, Kurvenreichen Strassen.
Wohlgenährt und wieder fit für die nächste Etappe, geht es wieder los, einige Motorräder tauschen ihre Fahrer noch auf dem Parkplatz des Restaurants und ab geht’s unter kontrollierenden Blicken zweier Polizisten , welche zuvor die Motorräder mit Graubündner Kennzeichen ausgiebig inspiziert hatten. Nach 3 Kilometer sei ein Radarkasten aufgestellt geben sie uns noch mit auf den weg, Danke schön und schon flitzen wir in angemessenem Tempo an diesem Blech Polizisten vorbei.

Es geht nun wieder mehr Richtung Süden und Hitsch führt uns auf wunderschönen kurvigen Strassen, hinunter nach Marbella. Man könnte meinen die hätten die Strassen für uns freigehalten, denn wir haben kaum Verkehr und dementsprechend kommt der ganze Tross in zügiger Fahrweise voran.
Wir nähern uns Marbella, das spürt man am Verkehr und an den steigenden Temperaturen, kommen wir doch gerade von den Hügeln des Hinterlandes wieder auf Meereshöhe. Wir fahren direkt an den Strand von Marbella und parkieren unsere Stahlrosse oberhalb einer Strandpromenade wo uns Palmen und Meeresrauschen empfangen. Einen Espresso, Mineralwasser oder Orangenjus schlürfend ergötzen sich die 18 Biker an der Schönheit des Strandes und nicht wenige auch an den hübschen Mädchen welche der Promenade zu mehr Interesse verhelfen.

Wir müssen weiter mahnt Hitsch, ob doch es hier wirklich gemütlich ist. Wir fahren wieder Richtung Norden und geniessen die Kurven auf den schönen Bergstrassen mit unseren Ducati‘s und MV Agusta’s. Via Monda und Alhaurin el Grande bewegen wir uns in zügigem Tempo Richtung Guadalmar, unserem Hauptquartier. Die Sonne geht unter als wir auf dem Parkplatz unseres Hotels nach ca. 400 Kilometer Fahrt ankommen. Peter unser Chefmechaniker nimmt alle Motorräder in Empfang und während wir uns unter der Dusche fertigmachen für das Nachtessen ist er daran die Töffs zu kontrollieren, Kettenspannen und Putzen, na das ist ein Service.

Am Plaza Mayor, ganz in der Nähe des Hotels sind wir in einem Brasilianischen Restaurant und bekommen das Fleisch direkt von den Spiessen auf den Teller Serviert. Früh geht’s ins Bett.


Sonntag 8. Januar 09:00 Uhr, heute Teilen wir uns auf in zwei Gruppen. Gestern beim Nachessen wurde abgemacht dass wir eine schnellere und eine langsamere Gruppe machen. Es sind 10 Fahrer hier welche mit der ersten Gruppe fahre möchten und wir starten pünktlich Richtung Nordosten. Die zweite Gruppe wird um 10:00 Uhr abfahren und wenn wir Glück haben werden wir uns auf der Strecke sicher treffen. Heute bewege ich eine 1100’er Monster, die ist schon ein wenig behäbiger als die agile 696’er von gestern aber ich komme gut zurecht und folge Hitsch auf die Autobahn auf welcher wir die Stadt Málaga, weiträumig umfahren. Nach ca. 20 Kilometern verlassen wir die Autobahn und es steigt stetig an mit rund zu fahrenden Kurven. Die Häuser werden immer weniger dafür hat’s mehr Olivenbäume und eine wunderbare Sicht aufs Meer und Málaga.

Wir halten an einem Aussichtspunkt an um einige Fotos aus der Vogelperspektive von Málaga zu schiessen.


David, ein Töffmech, teilt Hitsch mit dass an seiner MV F4 1000R der Kühler ein Leck hat und dass er damit wohl nicht mehr weit kommt. Nun kein Problem meint Hitsch und ruft kurzerhand Peter an er solle mit dem Bus kommen und eine Diavel mitbringen. 45 Minuten später taucht Peter mit dem Bus auf und die MV wird kurzerhand durch die Diavel ersetzt und weiter geht’s in voller Frische, ja so geht das in ein er guten Organisation.


Wir folgen unserem Guide wiederum in gekonnter Manier und erleben wie gestern wunderschöne Strassen und wunderbare Bilder der Landschaft Andalusiens. Wir fahren allgemeine Richtung Granada und sehen von weitem bereits die Schneebedeckten Berge der Sierra Nevada. Es ist empfindlich kälter hier aber immer noch warm genug das Motorradfahren in vollen zügen zu Geniessen. Es hat über 8 Wochen nicht geregnet hier und es liegt viel Staub auf den Strassen welcher sich in den schattigen Kurven mit der Feuchtigkeit vermischt und zu Schmierseife wird, dies fordert alle auf Ihren Motorrädern um nicht plötzlich auf der Nase zu landen. Aber keiner musste zu Boden gehen haben doch alle Ihre ganze Erfahrung zu nutzen gewusst und sind sorgfältig mit den PS ihrer Bikes umgegangen. Traktionskontrolle und ABS finden in der heutigen Tour auch Ihre Berechtigung.

Wir steuern langsam wieder Richtung Westen um noch vor dem Dunkel werden wieder auf unserem Parkplatz anzukommen. Die letzten Kilometer legen wir wiederum auf der Autobahn zurück und es ist ungewohnt nach Stundenlangem Töfffahren auf verkehrsarmen Strassen wieder im Alltagsverkehr einzutauchen.
Auch heute wieder wartet unsere gute Seele Peter bei unserer Ankunft auf die Motorräder um sie sogleich wieder auf Vordermann zu bringen.
Beim gemeinsamen Nachtessen im Hotel klingt der Sonntag aus und die meisten gehen glücklich aber müde auf Ihre Zimmer.

Am Montagmorgen um 11 Uhr werden wir von Hitsch und Peter zum den Flughafen Málaga Chauffiert wo wir uns Dankend von den beiden verabschieden und in den Flieger zurück nach Zürich einsteigen.

Es war ein tolles Wochenende in einer anderen Welt nach beinahe 900 Kilometern auf dem Motorrad mit vielen Bildern und schönen Erlebnissen im Kopf, Málaga ich komme wieder.
Peter Pichler